Dienstag, 18. Oktober 2016

Der Storch und das Krokodil


(Anmerkung: Dieser blog kann erst am Mittwoch, 19.10. (jetzt) eingestellt werden, da seit 16.10. kein Netzzugang bestand - nicht wundern, daß wir schon weiter sind... mehr dazu weiter unten.) - aha... die Zeitverschiebung... wir haben schon Mittwoch!

oder: ein Märchen?
oder: was es alles gibt

Noch bevor wir unseren beschaulichen Platz in Broome verlassen, muß mal wieder etwas geräumt und aufgeräumt werden. Der Staub der vielen Pisten sitzt Wochen später genau da, wo wir mühevoll vor Abreise mit Zahnbüsten geputzt haben.
So genau können wir es in Erwartung ähnlicher Verhältnisse natürlich nicht nehmen, aber wenigstens Polster, Kisten und Kleidung dürfen mal entstaubt werden. Die Schmierschicht aus Mike Sanders und dem allgegenwärtigen Staub wird natürlich auch da entfernt, wo Berührungsängste bestehen - ein potentiell endgültiges Aus für "hübsche" Kleidung (die ohnehin zuhause geblieben ist).


 


Die Dose vom Schlangebiss-Set muß als Schleifklotz herhalten...
 
Im Baumarkt um die Ecke finde ich eine Sperrholzplatte, aus der noch ergänzende Einlageböden gemacht werden können... langsam zeigt sich, was zu Hause nicht mehr schaffbar war und doch fehlt. Design und Optik hin oder her... Platz und Stauraum müssen geschaffen werden. Die Stichsäge ist also nicht umsonst an Bord, unsere Solarzelle auf dem Dach versieht uns - völlig getrennt von der Starterbatterie - also mit genügend Energie, um Werkzeuge zu betreiben, technische Geräte zu laden und - mittlerweile nötig - die Kühlbox dauerhaft laufen zu lassen.
 

Ab Broome und in der weiteren Streckenplanung wird klar... wir werden uns künftig immer wieder entscheiden müssen... wo werden wir fahren, wo ist mit Streckensperrungen (wegen Überflutungen) zu rechnen, aber auch - wo wird welche - zum Ende der Trockenzeit - Piste so ausgenudelt sein, daß wir das uns und dem Auto nicht antun wollen. Diverse Berichte im Netz und fast tägliche Befragung der Infopoints zu Wetter und Pistenzustand sind quasi ein Muß.
Dabei werden wir uns klar, daß auch Schönheiten ausgelassen werden müssen, zugunsten aber unserer Nerven und zur Schonung unserer Finanzen bzgl. möglicherweise
unumgänglicher Autoreparaturen nach harter Strecke. Frank Zagel mit Familie (vor einem Jahr auf ähnlicher Route unterwegs) ist uns da immer ne Lesestunde wert.
Sehr empfehlenswerter Reiseblog von ihnen übrigens auf http://www.frankzagel.de/?page_id=494
 

Eingefleischte und alte Hasen werden natürlich jetzt die Augen verdrehen und Kopf schütteln mit "wie kann man nur (nicht)"... wenn wir berichten, daß wir uns gegen zwei
highlights entschieden haben.
Erstens haben wir uns gegen die angeblich sehr harte Gibb River Road entschieden und beschlossen, auf dem Highway zu bleiben, zweitens haben wir uns nach Berichten
der Touristinfo in Broome sogar noch gegen die Piste nach Bungle Bungle (Stichstrecke in den Purnululu Nationalpark entschieden). Die hier erwartete Regenzeit (die ohnehin zu schnellsten Überschwemmungen führen würde) sorgt für ungemein harte Pisten, das fehlende Wasser wiederum senkt die Attraktivität der "Sehenwürdigkeiten".
Andererseits wiederum ist die Hitze in diesen Tälern mit bis zu 46/48 Grad dann wirklich nicht mehr lustig.
 

Dennoch setzen wir uns mit Abreise in Broome Tagestemperaturen von über 40 Grad aus, der Beschluß wird gefaßt, nun doch die Klima-Anlage vom Auto zu benutzen, die auf zweitkleinster Stufe wenigstens 31-35° ermöglicht - durchaus angenehm bei der wirklich heißen WAND draußen. Der Mehrverbrauch von 0,5 bis 1 Liter wird dankbar hingenommen. Aber sooo langweilig ist die einfachere Alternativroute nun trotzdem nicht. Wir fahren durch meist abwechslungsreiche hügelige Landschaft mit tollen Felsformationen, vielen Baobab-Bäumen (die wir aus Afrika kennen - Ursprung übrigens Madagaskar) und passieren die Örtchen Fitz Roy Crossing sowie Halls Creek. Apropos... ein Australier erzählt uns, daß es von Perth nach Südafrika weniger weit ist als nach Sydney! Könnte stimmen.
 

So kommen wir auf den gut 1000km Fahrstrecke an der Geiki (sprich Giki) Gorge (Schlucht) vorbei, besichtigen die (natürliche) "chinesische Mauer" und landen auch
bei einer der vielen Quellen vor Kununurra, Molly Spring.

 





Neben den vielen Baobabs und der bunten blühenden Halbwüste immer faszinierend... abertausende, ja Millionen von Termitenbauten in mannigfaltigen Formen, Größen und
Farben. 


Von der bunten Vogelwelt ganz zu schweigen. Mit Sonnenaufgang kurz nach 4.00 Uhr (dafür ist's um 17.30h vorbei mit Licht) entwickelt sich ein Rockkonzert -
zumindest von der Lautstärke her - wie es im Buche steht. Komischerweise sind uns in diesem "giftigsten" Kontinent immer noch nur eine Schlange (huschte über die Piste),
keine erwähnenswerte Spinne oder gar ein Skorpion begegnet. In den vielen (noch) ausgetrockneten Flußläufen findet sich daher kaum Leben, außer ein paar Rindern
villeicht, die letzten Wasserpfützen auslecken.





 
 
Krokodile scheints hier gar nicht zu geben ;-)

Überhaupt... die Flußläufe führen nur 3 Monate im Jahr Wasser... wir fragen uns, wo die dort dann lebenden Krokodile hinziehen, damit sie Wasser haben. Hunderte von Kilometern müssen es sein, in denen sie dem Rückzug des Wassers folgen und dann bei einsetzendem Regen wieder flußaufwärts schwimmen. Die Krokodilwarnungen an den Übernachtungsplätzen gelten dennoch ganzjährig, auch wenn definitiv in der Trockenzeit keins da sein kann.
Kommt es zum einsetzenden Regen, geht alles so schnell, daß man sich die immense Hochwasserentwicklung kaum vorstellen kann. Ein erst ausgetrockneter Hauptflußlauf
z.B. kann innerhalb von wenigen Stunden plötzlich eine Wassertiefe von 26 Metern erreichen... unglaublich. (Wir haben uns die "Hochwasser-/Flutmarkierungen" selbst angesehen!)
 

Der dauerhaft wasserführende Ord-River ist seit den 50gern aufgestaut und sorgt als größter Stausee Australiens für eine unglaublich große grüne Oase inmitten der kargen und heißen Natur. UND GENAU da liegt das Städchen Kununurra, in dem wir nun für vier Tage verweilen. Obwohl die Trockenzeit zu Ende geht, ist der See randvoll und sorgt an unserem Ausnahmeplatz (DER PLATZ am Ufer) auf einem Campingplatz für paradiesische Zustände. Beste Versorgung im Städtchen, schattige Bäume, günstige Preise (da Nebensaison - drei Nächte bezahlen, vier bleiben). Grün, Wasser, Vögel, beste Infratruktur... was wollen wir mehr.


...und der Pool ist auch cool!


Ein Känguru (hüpfte grad vorbei)... natürlich ein Krokodil und natürlich Ibisse, Kormorane, Papageien, kukukähnliche Vögel, Reiher... ach ja... und DEN größten Storch der Welt, den Platzhirsch - ähm -storch hier... dem australisch-indonesischen Riesenstorch. Pukekos (Prachthühner - uns aus Neuseeland bekannt) rennen ohnehin rum wie die Haushühner.









Das Krokodil, jawoll! 

Wir haben eins hier, genauer gesagt 2-3... aber eins gehört zu unserem Platz. Täglich vor Sonnenuntergang findet es sich am Strand, 30 Meter vor unserem Zelt ein, sonnt sich und läßt sich bestaunen.
Das paßt unserem Storch nicht, auch er will Aufmerksamkeit! Seit drei Tagen erleben wir, wie beide um die Gunst der jetzt wenigen Campingplatzbewohner kämpfen (wir haben DEN Logenplatz), aber in friedlicher Übereinstimmung quasi zeitgleich eintrudeln. Leider wissen wir nun auch, warum. Sie werden sporadisch genau zu dieser Zeit vom Platzwart gefüttert. Finden wir dann doch unlustig, heißt es doch überall: "Don't feed the animals"... erinnert an Thailand mit den Fütterungs- Verbotsschildern, wo direkt daneben Affenfutter vekauft wird. Die Menschheit ist doch bescheuert!

 das Krokodil guckt Anette genau an...


da in größer...

Der Storch gesellt sich dazu... 

Zum Krokodil: Aufpassen, um welches es sich handelt... es gibt zwei grundlegende Arten in Australien. Das Süßwasserkrokodil (Freshy von "freshwater") und das Salzwasserkrokodil (Salty von "saltwater"). Während das Freshy maximal 3 Meter lang wird und relativ harmlos ist (hat kaum Zähne und wird nur ungemütlich, wenn man es echt böse angeht oder stört)... gilt das "Salty" (schnell mal 6 Meter mit Gebiß wie ein Hai) als extrem gefährlich und auch immer wieder menschenfressend - tatsächlich lebensgefährlich!

Unseres hier ist ein gemütliches Freshy, das man schon fast streicheln könnte... nun gut... lieber nicht... hat ja doch 2 Meter...

So gehen vier heiße, aber dank Pool und Baumschatten sehr angenehme entspannte Tage hier in Kununurra zu Ende und wir MÜSSEN morgen los. Erst im nächsten Ort "Katherine"
wird sich entscheiden, ob wir überhaupt die Runde um Darwin drehen. Darwin klingt etwas unspannend und der angrenzende Kakadu-Nationalpark scheint bereits zu einem Großteil wegen Überflutung gesperrt. Die Tourist-Info wird uns mehr sagen können.



---> So ist es, nachdem der blog am Sonntag Abend am C-Platz nicht hochgeladen werden konnte, sind wir seit gestern in Katherine und können nun in der Touri-Info endlich mal ne Stunde ins Netz. Über Nacht waren wir "nur" beim Edith Fall, 60km von hier und nun packen und kaufen wir alles, was wir für die große, entbehrungsreiche Fahrt bis Cairns brauchen.

Grundsätzlich drängt es uns weiter gen Osten, locker 3000km sind es bis Cairns.  Welche Route wir nehmen werden, entscheidet auch die Wetterlage, die Info an der Strecke und die Lust auf Piste oder gemütliches Dahingleiten.

(aktueller Stand in Katherine ist, daß wir die nächsten Tage die ersten tropischen Regenfälle erwarten dürfen und mit Überflutungen auf Nebenstrecken rechnen müssen - also bleiben wir auf der sicheren Hauptroute...

Damit verbleiben wir mit winkenden Grüßen,

Wollidil und Nettiru

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