Montag, 26. September 2016

Vietnam!


Genau 10 Tage haben wir Zeit, völliges Neuland zu betreten - natürlich viel zu wenig,
um uns ausgiebig mit diesem großen und wunderbaren Land zu beschäftigen. Anettes Kollegin Heike ist dran schuld, daß wir bereits im Vorfeld unsere Pläne ändern und überraschend schon bei "Anreise" Vietnam einschieben und zumindest erschnuppern. Heikes Tochter ist für zwei Monate zum Arbeiten in Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt
wird immer noch gerne Saigon genannt) und Heike selbst ist gerade zu Besuch. 

Da werden wir Wochen vorher plötzlich gefragt, ob wir nicht dazustoßen wollten und das schöne Appartement mit "nutzen" wollten. Klar, da sind wir dabei!

Sehr praktisch ist, daß neben Thailand (30 Tage) nun seit kurzem auch Vietnam eine zumindest 14-tägige Einreise ohne Visum ermöglicht.
Ein eindeutiges Zeichen für die Aufbruchstimmung zur Modernisierung im Land, zur Öffnung der Welt hin.

So also müssen wir entscheiden, was in 10 Tagen machbar ist, ohne uns zu übernehmen und beschließen, uns auf die beiden großen Städte Hanoi und Saigon zu konzentrieren. Natürlich in erster Linie deshalb, weil von beiden aus zwei spektakuläre Naturziele erreichbar sind. Von Hanoi aus zur weltberühmten "Halong-Bucht" und von Saigon aus
in eines der größten Flußdelta-Gebiete, dem Mekong-Delta. Gerne wären wir auch mit dem berühmten "Wiedervereinigungsexpress" gefahren, dem Zug, der die beiden Städte über eine 1700 km lange Fahrt verbindet. Dazu fehlt aber die Zeit und "aufgeschoben ist ja nicht
aufgehoben".

Von Kuala Lumpur also fliegen wir nach Hanoi, suchen unser vorgebuchtes "Hotel" auf und sind froh, erst nachts anzukommen, der Linienbus vom Flughafen setzt uns quasi vor der Haustür ab. Was uns nämlich am nächsten Morgen an Verkehrschaos erwartet - das hätten wir am Anreisetag wohl kaum mehr verkraftet. Wo vor 20 Jahren noch "beschauliche" Bilder von "hunderttaussend Fahrrädern" gemacht werden konnten, herrscht ein Chaos von nun hunderttausenden von Autos und Abermillionen Mopeds und Rollern.







Alles fährt kreuz und quer, man kann sich - ohne es gesehen zu haben - nicht vorstellen, daß das quasi unfallfrei passiert. Es gibt zwarviele Verkehrstote, aber diese Unfälle passieren offensichtlich ausnahmslos wegen Übermüdung, unbeleuchteten Fahrzeugen und Alkoholau ßerhalb der Städte. In den Citys herrscht Chaos pur - die gegenseitige Rücksichtnahme (es wid Zentimeter auf Zentimeter gefahren) ist ein Wunder der Menschheit - sie funktioniert! Gehupt wird viel, aber nicht - wie bei uns - um das Recht des Stärkeren anzuzeigen, sondern  um auf sich aufmerksam zu machen. Auch das funktioniert in dem Verkehrsgewusel.

So also durchstreifen wir die alterwürdige Stadt Hanoi, lassen uns treiben, kommen zur ein oder anderen "Sehenwürdigkeit" und kommen aus dem Kopfschütteln kaum raus, wie in diesem armen Land - aber eben auf dem Weg nach oben - ein so buntes, mannigfaltiges Leben funktionieren kann.










Das Gefühl "das ist ja noch VIEL MEHR FERNOST" (im Gegensatz zu Thailand und Malaysia) beschleicht uns schnell. Der erste Eindruck ist absolut sympathisch, friedlich und freundlich! Am Ho-Chi-Minh Museum treffen wir dank göttlichem whatsapp sekundengenau Heike, die auch gerade zu Besuch in der Stadt ist. 


Vor dem Eingangsschild der moondänen deutschen Botschaft...

Nach ausführlicher Begrüßung gehen wir noch richtig "vornehm" essen - verzichten also mal auf die durchwegs leckere Straßenküche. Bezahlt haben wir kaum mehr. 10€ für drei satte Europäer ist incl. Getränken fast geschenkt. Und saulecker wars obendrein.

Im Gegensatz zu den Empfehlungen vom Hostel und den Touranbietern in Hanoi (die natürlich ihr Geschäft machen wollen), beschließen wir, dank einer SEHR guten Internetseite eines weltweit Zug-Gereisten, in die Halong-Bucht auf eigene Faust zu fahren. Das ist nicht nur billiger, sondern auch deutlich individueller. Kein Mensch versteht, warum wir mit dem langsameren Zug fahren wollen und nicht in einer Busgruppe mitreisen wollen.
Wir schon... der Zug ist schnell genug, viel gemütlicher und auch sicherer. Heike macht einen Ausflug in die Berge - wir begeben uns für zwei Tage in die Halong-Bucht.

Unsere Unterkunft in Hanoi ist so gewählt, daß wir nicht nur die Bushaltestelle für den Flughafenbus, sondern auch den Abfahrtsbahnhof nach Hai Phong - dem Ausgangspunkt für die Schiffe nach Cat Ba (Hauptinsel in der Halong-Bucht) vor der Tür haben. Die beschauliche Zugfahrt ist dennoch schon nach zweieinhalb Stunden vorbei und ein Taxi bringt uns mit vermindertem Gepäck (der Rest bleibt im Hotel, das wir zu Rückkunft nochmal aufsuchen werden) zum Schnellboot nach Cat Ba. 




In vierzig Minuten sind wir da und sehen schon bei Einlaufen unsere vorgebuchte Übernachtungsmöglichkeit auf einer Klippe mit Blick über den ganzen Hauptort und die Bucht samt Hafen. Traumhaft!
Unsere Unterkunft ist eine von mehreren "Hütten", die der Anlage aufs Dach "gesetzt" worden sind. Sage und schreibe sechs verschiedene Terassen umgeben
die Anlage samt eigenem Restaurant und diversen Gartenanlagen. Das mag sich nach teurem Luxus anhören - ist aber mit 20 € für zwei Nächte "im Doppelzimmer"
gerade mal drei € teurer als ein Schlafsaal in den zahlreichen Backpackern vor Ort. Das leisten wir uns!







Das "Hotel" ist rundum gut... einzig das Abendessen im eigenen Restaurant ist weniger begeisternswert und äußerst sich bei mir auch in einem schlagartigen "ich will wieder raus".
Entschädigend dagegen, das Angebot vom Hotel, uns für lächerliche 15 € eine Ganztagestour mit Schiff/Boot durch die Inselwelt der Hanlong-Bucht anzubieten. Mehrere tausend Inselchen beschreiben den Oberbegriff der Halong-Bucht.


So haben wir uns das vorgestellt und am nächsten Tag bringt uns ein Shuttle-Bus mit insgesamt 20 Tour-Teilnehmern zum Boot. All inclusive... lange Tour, zwischendurch Schwimmen und Kajakfahren im warmen, türkisfarbenen Wasser der Inselwelt und ein sagenhaft gutes Mittagessen auf dem Schiff, das allein schon mehr als die 15€ wert ist.
Faszinierend schöne Landschaft, einzigartige Natur - ein toller Tag. Wenn auch heiß und schwül - wie die ganze Reise durch Südostasien.

















(wir sitzen mittlerweile in Australien in einem "Bushcamp" - umgeben von Abertausenden von nervigen Fliegen (ja FLIEGEN!) ohne Moskitohut nicht auszuhalten
- und da fällt uns auf, daß wir in der Zeit in Südostasien praktisch keiner EINZIGEN Fliege oder Stechmücke begegnet sind).
 

Trotz fleißigstem Cremen holen wir uns dennoch unseren ersten und bisher einzigen leichten Sonnenbrand (mittlerweile sind wir fast schon tiefbraun).
Am nächsten Tag - das Schiff zum abendlichen Zug geht spät - bekommen wir vom Hotel noch einen Roller geliehen (4€), mit dem wir eine Halbtagestour über die gesamte Insel Cat Ba machen - auch wieder traumhaft schön!







Spätnachmittags sparen wir uns das Taxi zum Boot, fahren unser Gepäck selbst zum Hafen, bringen den Roller zurück und nach kleinem Fußmarsch zum
Hafen gehts auch schon wieder in umgekehrter Reihenfolge zurück nach Hanoi.
Dort erwartet uns schon unser "Concierge" und kann es nicht fassen, welch schönen und günstigen Ausflug wir ohne "professionellem" Touranbieter gemacht haben.

Tags darauf gehts zum Flughafen und für 50€ auf einem zweistündigen Flug nach Saigon, wo wir fast zeigleich - wenn auch mit einem anderen Flug - mit Heike eintreffen.
Ein Taxi bringt uns mitten in die Stadt zur Wohnung ihrer Tochter. Großes Hallo, Umsehen, Abendessen gehen, da sind wir also.


In Saigon das gefühlte gleiche Verkehrschaos, die Stadt selbst aber weniger altehrwürdig wie Hanoi - eher im Aufbruch in die Moderne - großzügiger.
Heike und Tochter machen bald einen mehrtägigen Ausflug nach Hoi An und Hue - wir haben das Appartement dankenswerter Weise ein paar Tage für uns und kümmern
uns neben diversen Stadtumrundungen um eine Tour ins Mekong-Delta. Hier gibts keinen Zug und die Tourangebote scheinen so umfassend und günstig, daß wir auf eines - gut vorrecherchiert - eingehen.



Ein Gecko -  Freund und Helfer des Menschen - gegen jegliches Ungeziefer
 Der Pommes-Hot Dog von Saigon


 was Süßes gefällig?


altehrwürdiges Postamt von Saigon


 "Notre Dame de Saigon"


 Lotusblüte - das Wahrzeichen Vietnams - geschlossen und offen


überall der Held der Nation - Ho Chi Minh


modernes Saigon, Wolkenkratzer mit Hubschrauberlandeplattform 

typisch wohlgepflegte Parkanlage


"Pho" eine kräftige Reis-Gemüse-Suppe mit guter Fleischbeilage - incl. Bier für 1,50€ - danach ist man satt!


Der flotte Straßenschneider repariert mir Hose und Riemen von Laptoptasche - SOFORT...
und will nach einer Viertelstunde Arbei umgerechnet 18 €-cent!
 

Nach drei ruhigen Tagen also gehts - wieder in überschaubarer Gruppe - mit dem Bus ins Delta, das ungefähr so groß ist wie ganz Bayern. 





Natürlich könnte man da Wochen verbringen, aber die Tour bringt doch einige Highlights mit sich. Überraschenderweise ist man dort recht gut auf Öko-Tourismus eingestellt und wir
bekommen einiges zu sehen. Von der Reisnudel"fabrik" über die Kokosbonbonmanufaktur bis über einen Einbaumausflug durch Seitenkanäle und dem "Besuch" des größten
"floating markets" des Deltas erleben wir viel Natur, die dichte Besiedelung des Deltas mit all seiner Buntheit und das wuselige Treiben auf dem und am Wasser.






 Immer wieder werden uns Leckereien auf der Tour vorgestellt und dargeboten

 
Kokosbonbons 

 
Eigentlich finde ich es touriitschig - aber EINMAL muß man das Gefühl dieses einzigen lebendigen Muskels doch mal gespürt haben...

 
 Der Wolli bestellt sich Fisch... so wird er serviert...

 
 Die tun nix, die wollen nuur spielen...


Frischer Anstrich für die Hütte 

 

Es wir gehegt und gepflegt...

 

Sonnenhüte aus Palmblättern

auf gehts zu den "floating markets"

Der ganze Verkehr fast ausschließlich auf dem Wasser, da dürfen Tankstellen nicht fehlen 








Unser junger "Reiseführer" kennt sich gut aus in der Welt und hat mit seinem lustigen Englisch immer einen Scherz parat und erklärt mit Geduld die Eigenheiten von Vietnam und dem Delta. Zu unserer Überraschung bekommen wir sogar ein relativ gutes Zimmer für die Zwischenübernachtung in Can To - der "Hauptstadt im Delta". Beim Gesamtpreis hätte wir gerad eda mit Abstrichen gerechnet.
 




Waschtag am Fluß

 

In der Reisnudelfabrik... der Reis wird gedroschen, dann verkocht und zu Fladen gemacht, die in der Sonne trocknen... danach durch eine Schneidemaschine gelassen und fertig ist die Nudel - Netti kanns auch schon ;-) 
 




Die Betatester der frischen Nudeln 

Eine der gerockenen Köstlichkeiten


Einen kulinarischen "Genuß" versäumen wir "dank" der frühen Stunde am Vormittag. In einer Spezialitätenfarm gäbe es Frosch und Mekong-Ratte zu essen, auch Schlange.
Alles kann man sich lebendig aussuchen und wird dann frisch zubereitet. Tatsächlich hätte mich "Ratte" am meisten interessiert (auch Chris berichtete in seinem Buch "Hinterm Horizont links" darüber). Die Ratten sind NICHT vergleichbar mit den "Kanal-/Müllratten" - diese ernähren sich ausschließlich vegetarisch (nur von Reis) und sollen SEHR schmackhaft sein.
Auf dem Bild vorne eine Ratte, dahinter Frösche. Schlange war grad "aus" - Roch gut und sah echt lecker aus!

allerlei fruchtiges...

Pause auf dem Grünstreifen

Nach zwei erlebnisreichen Tagen im Delta treffen wir erschöpft wieder in Saigon ein und "feiern" unseren Abschied aus Vietnam mit den auch wieder zurückgehrten
"Mädels".

Am nächsten Tag gehts zum Flughafen per billigem Taxi und bei unserer Ausreise werden wir von den freundlichen Grenzbeamten befragt (mit Fragenkatalog in der Hand),
wie es uns denn gefallen hätte, wie wir mit den (einfachsten) Formalitäten umgehen konnten, wo wir Kritik üben würden und wo wir Verbesserungsvorschläge hätten.
Was sollten wir sagen: Wir waren hellauf begeistert!!!

Doch - einen Kritikpunkt hatten wir: Das kostenlose Visum für 14 Tage ist VIEL zu kurz! ;-) - Schmunzeln in allen Gesichtern.

Summasummarum - Vietnam - eine große und durchwegs angenehme Überraschung. Eine ganz andere Welt - aber toll!

Vietnam, wir kommen wieder! Da gibts noch viel zu sehen und erleben!

(im Anschluß ist Kuala Lumpur nur eine Zwischenstation für eine Nacht - um weiter nach Perth in Australien zu fliegen. Hier gibts nur eine kleine lustige Story, die ich hier anhänge. Aufgrund der Flüge und des daraus resultierenden Übernachtungszwangs in KL nehmen wir uns ein Hotelzimmer gleich in der Nähe vom Flughafen. Das scheinbar neue Hotel findet der Taxifahrer nicht auf Anhieb und als wir dort endlich ankommen, stellen wir fest, daß es sich in einem völlig neu aus dem Boden gestampften Viertel befindet. Noch ist nicht alles fertig, einiges im Bau. So verwundert uns bei Ankunft gar nicht groß, daß wir auf die Frage hin, wo ein Laden sei, um ein abendliches Bier und "Brotzeit" zu kaufen, ein "Niet" bekommen - gibts hier (noch) nicht. Außerdem hat die Unterkunft NICHTS zu bieten (außer Wasser) und wir befänden uns in einer SEHR muslimischen Gegend - Alkohol gibts also nicht. Fast "empört", aber sichtlich enttäuscht nahmen wir das zur Kenntnis. Da der frisch gebackene Hotelbesitzer grad da war, war ihm das so "peinlich", daß er uns anbot, uns mit seinem Auto zum nächsten Laden (seven-eleven) zu fahren, damit wir Bier kaufen könnten. Ein Leihfahrrad hatte er nicht, zu Fuß schienen ihm die 5 km doch zu weit. Also steigen wir in eine nagelneue Mercedes S-Klasse und werden kutschiert. Dummerweise hat der Laden auch kein Bier und er verspricht uns, uns so lange rumzufahren, bis ein Bier aufgetrieben ist. Nach einer Stunde sind wir glücklich zurück und genießen unseren "Feierabend". Eine lustige Tour mit einem netten Kerl. Dabei stellt sich heraus, daß er Fußballer in der malyasischen Nationalmannschaft ist und so schon viel auf der Welt herumgekommen ist. Da er aber mit 36 aus Altergründen nun "aussteigen" muß, hat er sich das Hotel als zukünftiges Standbein zugelegt. Der einzige wahre Nachteil des Hotels aber wird sein, daß gerade diese - nach etlichen anderen - Klimaanlage uns eine gescheite Erkältung für die Ankunft in Australien bescheren wird.)
 
Wolliming und Nettisang

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